Badewassertechnik
Jürgen Elgg, Wassertechnik Wertheim GmbH & Co. KG, Wertheim
Die Badewasseraufbereitung beim Projekt Freibad Werne war funktional ausgeschrieben.
Qualitäten und Randbedingungen wurden definiert, jedoch oblag es den Bietern, ein auf den
Anwendungsfall abgestimmtes Angebot zu machen. Dem Betreiber lagen langjährige
Betriebserfahrungen vor, sodass auf diese im Rahmen der Projektierung der Aufberei-
tung zurückgegriffen werden konnte.
Dieses Verfahren ermöglichte es, in mehreren Bietergesprächen eine genau auf die
Bedürfnisse in Werne abgestimmte Anlage zu konzipieren. Das Ergebnis dieser
Abstimmungen führte zu folgender Anlagenkonzeption:
Die drei Becken (Schwimmerbecken, Erlebnisbecken und Kleinkinderbecken)
wurden auf zwei Aufbereitungskreisläufe verteilt. Aufbereitungskreislauf 1 umfasst das
Schwimmerbecken, der Kreislauf 2 das Erlebnis- und das Kleinkinderbecken. Eine
Option für eine spätere Erweiterung des Kreislaufes 2 um einen Wasserspielplatz ist
vorgesehen.
Zwischen Erlebnis- und Schwimmerbecken befinden sich die Rohwasserspeicher mit
der Pumpenstube, auf die der Schwimmmeisterraum gebaut wurde. Somit dient dieses
multifunktionale Gebäude sowohl der Technik als auch als optimaler Standort zur
Badeaufsicht.
Filtersystem
In der Ausschreibung waren als Filtersystem Anschwemmfilter vorgesehen. Während
des Bieterverfahrens entschied man sich dann für Druck-Mehrschichtfilter, im Besonderen deshalb, daam Markt ein breiteres Anbieterfeld vorhanden ist – was tatsächlich
auch ein günstigeres Ausschreibungsergebnis brachte. Ein weiteres, wichtiges Kriterium war, dass die Filterspülabwässer ohne weitere Vorbehandlung eingeleitet werden
ehend genutzt, dass bei der Auslegung der Anlage von dem Sonderfall der Sanierung bei Freibädern – nachgewiesene Belastung (DIN 19643 – 1: 2021-11, Absatz 8.5.2) – Gebrauch gemacht werden konnte. Durch diese Auslegung werden Umwälzmengen und
Filterflächen, und damit auch die anfallende Spülabwassermenge, reduziert. Dennoch sind im Konzept ausreichende Leistungsreserven für Spitzentage vorgehalten, da die
Druckfilter an diesen Tagen problemlos mit etwas höheren Filtergeschwindigkeiten betrieben werden können.
Die Filterbehälter selbst sind in einem ebenerdigen, oberhalb des Wasserspiegels liegenden Technikraum am südlichen Ende des Gebäuderiegels angeordnet. Durch die
ebenerdige Aufstellung der Filterbehälter war es problemlos möglich, die anfallenden Spülabwassermengen ohne Hebeanlagen in die Kanalisation einzuleiten. Auch können
Absenkwasser und Erstfiltrat durch diese Anordnung in die Rohwasserspeicher zurückgeleitet werden, wodurch hierfür kein Wasser verloren geht.
Ebenerdige Druckfilteranlagen verbrauchen üblicherweise durch die Energie, die zur Entlüftung der Filter benötigt wird, mehr Energie als unterhalb des Wasserspiegels
aufgestellte Anlagen. Durch eine patentierte Regelung von Wassertechnik Wertheim, die diesen Druck zur Entlüftung nur dann aufbaut, wenn er auch wirklich benötigt
wird, kann dieser Mehrenergieverbrauch ausgeglichen werden, und die Anlage in jede Hygienehilfsparametergeregelt und passt sich selbsttätig an die durch die Badegäste
auftretende Belastung an.
Internumwälzung
Als weitere Besonderheit verfügt die Anlage in den Nachtstunden über eine Internumwälzung. Bei dieser Betriebsart wird das Wasser über in den Becken befindliche
Ansaugungen während der Nachtstunden direkt aus den Becken abgezogen. während der Nachtstunden über Ansaugvorrichtungen, die sich im Becken befinden, direkt abgezogen. Das Planschbecken wird während dieser Betriebsart komplett in den
Rohwasserspeicher entleert.
Der große Vorteil einer Internumwälzung besteht darin, dass bei einer Direktansaugung aus dem Becken kein geodätischer Höhenunterschied zur Überwindung der Höhendifferenz der Wasserspiegel zwischen Schwallwasserbehälter und Becken überwunden werden muss.
Dadurch ist die erforderliche Leistung der Rohwasserpumpen erheblich reduziert. Weiterhin verursacht das an der Überlaufrinne abstürzende Wasser Verdunstung, was zu Wärmeverlusten führt. Auch dies wir dadurch vermieden.
Im Freibad Werne gab es einen weiteren, wichtigen Aspekt, der bei der Konzeption der Anlage zu berücksichtigen war: Das Bad befindet sich in unmittelbarer Nähe von
Wohngebäuden, und so waren die Geräuschemissionen, die von dem Bad – im Besonderen in den Nachtzeiten – ausgehen, zu minimieren. Dazu tragen folgende Maßnahmen bei:
In den Abend- und Nachtstunden ist die Schwallwasserrinne mit dem dort abstür-
zenden Wasser ein Haupt-Geräuschverursacher. In der Betriebsart „Internumwälzung“ können diese Wasserabfallgeräusche komplett vermieden werden.
Ein Druckfiltersystem hat gegenüber Unterdruckfiltern den Vorteil, dass keine Filtratpumpen in dem Filtergebäude aufgestellt werden, von denen Pfeifgeräusche aufgrund des Einsatzes von Frequenzumformern emittiert können. Es sind nur in der weit
entfernten, unter der Erde liegenden Pumpenkammer geräuschemittierende Pumpen verbaut.
Beckenwassererwärmung
Zur Erwärmung der Becken sind Solarabsorberanlagen, auf den gesamten Dachflächen des Hauptgebäudes sowie auf dem Schwimmmeistergebäude installiert.
Eine Heizungsanlage, mittels derer die Becken in Schlechtwetterzeiten zusätzlich als Stützheizung auf Temperatur gehalten werden können, ist ebenfalls vorhanden. Die
Absorberanlage des Hauptgebäudes sowie die Heizung sind auf die beiden Badewasserkreisläufe schaltbar. Für das Planschbecken ist ein eigenes Solarfeld auf dem Dach
des Schwimmmeisterraumes installiert, mit dem es nachgeheizt werden kann.
Um Wärmeverluste bei der Filterspülung zu vermeiden, ist eine Wärmerückgewinnungsanlage eingebaut, bei der Stetsabläufe während der Badezeit Wasser über
einen Plattenwärmetauscher abführen und Stetszuläufe im Gegenstrom Wasser aus dem Netz zuführen. Das so entwärmte Wasser wird in einem Spülwasserspeicher bevorratet, in dem es zur Vermeidung von Verkeimung leicht gechlort wird. Bei der Spü-
lung kann dem Wasser zusätzlich Chlor zugegeben werden, um Filterverkeimungen effektiv vorzubeugen.
Die Desinfektion erfolgt über eine Vollvakuum-Chlorgas-Anlage, die im Hauptgebäude untergebracht ist. Zur Umwälzung des Badewassers werden beschichtete Umwälzpumpen mit Hocheffizienzmotoren der Güteklasse IE5 eingesetzt, sodass niedrigste
Energieverbrauchswerte eingehalten werden.
Die gesamte Anlage wird mittels eines Gebäudeleitsystems überwacht, und die Betriebszustände sowie die Hygienehilfsparameter werden kontinuierlich aufgezeichnet.
Ebenfalls kann sie von der Zentrale der Bochumer Bäderbetriebe aus fernüberwacht werden. Eine Fernwartung und -diagnose durch den Anlagenersteller ist ebenfalls möglich.